Fiat E-Ducato Kastenwagen

Der Fiat Ducato überzeugt seit gut vier Jahrzehnten mit seiner Vielseitigkeit, seiner Zuverlässigkeit, seiner einfachen Handhabung und seinen überragenden Transportfähigkeiten. Diese Qualitäten gilt es, ins Zeitalter der Elektromobilität zu übertragen. Die Zukunft begann bei Fiat 2021. Was der E-Transporter kann und ob er Zukunft hat? Die Antworten liefert im Test die aktuelle Version des Fiat E-Ducato.

Noch mehr E-Power und Reichweite

Aller Anfang ist schwer, auch für schwere LCVs mit jahrzehntelanger Erfahrung. Die ersten Versuche des Fiat Ducato als BEV, als batterieelektrisch angetriebener Kleintransporter, datieren auf das Jahr 2021. Zunächst wagte sich der E-Ducato auf die letzte Meile. Die Energie des kleineren, 49 kWh großen Akkus reichte für rund 200 Kilometern; mit der 79 kWh großen Batterie waren ursprünglich ca. 330 Kilometer möglich.

Mit der Erfahrung und mit konstanten Verbesserungen gelang es Fiat, den Aktionsradius sukzessive zu erweitern: auf etwa 370 Kilometer. Damit eröffneten sich allmählich neue Einsatzmöglichkeiten. Der frische E-Ducato geht diesen Weg konsequent weiter. Fiat hat die Kapazität der Batterie und die Leistung des Elektromotors kräftig aufgestockt. Damit fühlt sich der E-Ducato jetzt sowohl im Stadtverkehr wie auf der Autobahn wohl.

270 statt 122 PS - und bis zu 420 Kilometer Reichweite

Verantwortlich dafür ist auf der einen Seite der neue Elektromotor. Bisher kam die Synchronmaschine auf eine Leistung von 122 PS und 280 Nm. Mittlerweile leistet der E-Motor 270 PS und 400 Nm – er hat seine Leistung demnach verdoppelt (Kraftstoffverbrauch kombiniert WLTP: Verbrauch und Energieeffizienzklasse aktuell keine Angaben). Diesen erstaunlichen Leistungszuwachs spürt man als Fahrer selbstredend allenthalben: beim Anfahren, beim Überholen, beim Strecke machen, etc.

Bemerkbar macht sich die deutlich höhere Leistung natürlich auch beim Energieverbrauch: namentlich negativ. Doch Fiat hat vorgesorgt: indem das Speichervermögen des Akkus von 79 auf 110 kWh erhöht wurde. Trotz des Leistungsanstiegs wächst am Ende auch die Reichweite, laut WLTP-Norm auf rund 420 Kilometer. Im reinen Stadtverkehr sind sogar an die 500 Kilometer möglich; zumindest laut Norm.

Einer der ausdauerndsten E-Kleintransporter

Im Alltagseinsatz muss man den Fiat E-Ducato früher wieder an ein Ladekabel hängen: 350 Kilometer sind ohne Nachladen aber in jedem Fall möglich – das hätten wir beim Start 2021 nicht für möglich gehalten. Wie lange der Strom reicht, kann der Fahrer nun noch signifikanter beeinflussen. Eine Möglichkeit bieten die drei Fahrmodi “Eco”, “Normal” und “Power”; letztere saugt naturgemäß am meisten Strom aus dem Akku.

Eine zweite Option, die Reichweite zu beeinflussen, sind die Schaltwippen am Lenkrad. Mit ihnen stellen wir ein, mit welcher Leistung die Energierückgewinnung arbeitet. Unabhängig von den gewählten Fahrmodi und Rekuperations-Einstellungen können wir aber festhalten: der E-Ducato fährt mit seiner Leistung und Reichweite an der Spitze der elektrischen Kleintransporter. Lediglich zwei Mitbewerber können mit ihm mithalten.

DC-Laden mit bis zu 150 kW in weniger als einer Stunde

Der eine, der Peugeot E-Boxer, kommt ebenfalls aus dem Stellantis-Stall; und nutzt die gleichen elektrischen Komponenten. Der zweite heißt Mercedes eSprinter. Er schafft mit seiner größten Batterie – sie speichert 115 kWh – noch ein paar Kilometer mehr als der E-Ducato: rund 50. Der Elektromotor des Mercedes hat aber rund 70 PS weniger. Alle andere großen E-LCVs distanziert der elektrisch Ducato rein elektrotechnisch indessen um Längen.

Das gilt auch für das Laden: in beiden Bedeutungen. Beim Nachladen der Energie legt der Lader des E-Ducato entweder 11 oder 150 kW an: mehr wie jeder andere. Die 11 kW gelten für einen Wechselstrom-Anschluss (AC); hier dauert das Nachladen knapp 12 Stunden. Die 150 kW bringt der On-Board-Charger in Kombination mit einer entsprechenden DC-Schnellladestation; zum Marktstart 2021 waren es noch 50 kW.

Mit bis zu 17 m³ Ladevolumen & 2 Tonnen Nutzlast

Beim Schnellladen füllt sich der Akku während einer leicht verlängerten Mittagspause, in 55 Minuten; der Füllstand beträgt dann wieder 80 %. In einer halben Stunde lädt der E-Ducato rund 200 Kilometer nach. Kurzum: man ist nie aufgehalten. Während wir beim Laden der Batterie die Füße aber hochlegen können, heißt es beim Beladen anpacken – und zwar kräftig. Der Fiat E-Ducato hat die gleichen Transport-Qualitäten wie das konventionelle LCV.

Was heißt das im Klartext? Sein Laderaum fasst 3 bis 5 Euro-Paletten und ist bis zu 17 m³ groß; die mögliche Nutzlast reicht an die zwei Tonnen. Mit diesen Werten kann kein anderer E-Transporter mithalten. Der eSprinter nimmt bestenfalls Waren im Ausmaß von 14 m³ auf, der VW e-Crafter ist bereits mit knapp 11 Kubikmetern prall gefüllt. Rein elektrisch spielt der VW – im Vergleich mit dem Fiat – gar in der Kreisliga: mit 136 PS und 115 Kilometern Reichweite.

Neue Spiegel verbessern die Aerodynamik – zwei Anzeigen digitalisieren das Cockpit

Die bisherige Leistung wirft die Frage auf, ob der Fiat E-Ducato sein Level, seine Form bis zum Schluss halten kann. An Engagement fehlt es sicherlich nicht. Fiat entwickelt den elektrischen Kleintransporter laufend weiter, u.a. auch optisch. Durch die Überarbeitung der Außenspiegelform konnten die Turiner z.B. die Aerodynamik erheblich verbessern; das senkt den Verbrauch und vergrößert die Reichweite.

Bei der Ausstattung sieht Fiat hingegen offenbar keinen Grund, zu sparen. Der Innenraum des E-Ducato wird Schritt für Schritt digitalisiert. Ab Werk gehören ein kleines Digitalinstrument mit 7 Zoll und ein Infotainment mit gut 10 Zoll zur Einrichtung. Der Zugang erfolgt praktischerweise über ein schlüsselloses Zugangssystem; auch zum Starten des Elektromotors ist kein herkömmlicher Schlüssel mehr erforderlich – der Komfort steigt. Dasselbe bewirkt die serienmäßige 2-Zonen-Klimaautoamtik.

E-Ducato glänzt mit Voll-LED-Scheinwerfern - optional mit teilautonomen Assistenten

Untermauert wird der hohe Komfort des Fiat E-Ducato durch die bequemen Sitzmöbel; und die elektrische Unterstützung für die Servolenkung. Der Handlichste ist Fiats Kleintransporter nicht – bei einer Länge von maximal 6,68 Metern und einem Radstand von 3,4 Metern ist das aber kein Wunder. Eine hochwertige, gut abgestimmte Assistenzausstattung kann da zwar keine Wunder wirken: aber im stressigen Arbeitseinsatz enorm helfen.

Früh am Morgen oder abends in der Dämmerung sind sich die serienmäßigen Voll-LED-Scheinwerfer Goldes wert. Beim Einparken kommt dieser Wert der ab Werk installierten Rückfahrkamera zu. Immer im Einsatz sind außerdem der Notbrems-, der Spurhalte- und der intelligente Geschwindigkeitsassistent. Die Verkehrszeichenerkennung und der Müdigkeitswarner melden sich bei Bedarf; die Telematikbox zeichnet laufend die wichtigsten Daten auf. Auf Wunsch beherrscht der E-Ducato auch das teilautonome Fahren; es liefert ein kräftiges Plus an Komfort und Sicherheit.