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Fiat 500 Hybrid
Stärken:
- zeitlos attraktives Design
- vorne überraschend viel Platz
- zaghafter, aber sauberer Sauger
- niedriger Einstiegspreis
- einfache Bedienung
Schwächen:
- winziger Kofferraum
- dürftige Serien-Ausstattung
- Sicherheit mit viele Schwächen
Auf den Punkt gebracht
Fiat 500 im Test
Solange die Augen kullern, ist alles gut?
Das haben wir getestet:
Der Fiat 500 sieht unwiderstehlich niedlich, mithin fast harmlos aus. Aber er hat es faustdick hinter den Radkästen. Er weiß, wie er die Herzen erobert: egal in welcher Epoche und in welcher Form er an- bzw. auftritt. Im Test haben wir den Cinquecento in seiner erfahrensten Gestalt zu Gast: als konventionell angetriebene, dreitürige Kleinstwagen-Limousine.
Exterieur
Fiat 500: sein Design bleibt unergründlich, unverwechselbar & unnachahmlich
Das Aussehen ist seit eh und je die Stärke des Fiat 500. Das war beim 1936 eingeführten Fiat 500 Topolino so; ebenso beim Fiat 500 Nuovo, der 1957 debütierte. Die beiden aktuellen Varianten des Cinquecento sind diesbezüglich keine Ausnahme. Der herkömmlich angetriebene Fiat 500 verdreht mit seinen Rundungen und Kulleraugen-artigen Scheinwerfern Kunden weltweit seit 2007 den Kopf. Das ist freilich nur eine Vermutung.
Aber wie lässt es sich sonst erklären, dass er – technisch kaum verändert – nach gut 15 Jahren so gefragt ist wie im Jahr nach der Einführung? Technisch ist der neue Fiat 500 Elektro um Längen weiter; aber er läuft dem konventionellen Cinquecento nur allmählich den Rang ab. Rein optisch ist das nachvollziehbar. Auch der 500 Elektro sieht herzerfrischend aus – der 500 aber hat das gewisse Etwas: etwas Leidenschaftliches, Unverwechselbares, Unergründliches.
Dabei lesen sich die Exterieur-Details reichlich profan. 14 Zoll große Stahl- oder 15 Zoll große Leichtmetallfelgen, auf Wunsch ein paar Chrom-Blenden: im Großen und Ganze war es das. Die ultra-kurzen Überhänge, die kugelrunden Scheinwerfer, die markante Dachkuppel und das Stummelheck: all das macht den Fiat 500 jedoch zu der Stilikone, die er seit Jahren ist.
Interieur
Vorne viel Platz, durchschnittlicher Sitzkomfort & kaum Einstellmöglichkeiten
Ein Schlüssel der Anziehungskraft des Fiat 500 ist zweifellos auch seine Größe; besser gesagt das Fehlen derselben. Mit einer Länge von 3,57 und einer Breite von 1,65 Metern ist er eines der kleinsten Modelle auf dem Markt. Und jeder kennt es: unsere Kleinen haben wir besonders lieb. Diesen Effekt nutzen auch ein Toyota Aygo X, ein Citroen C3 und ein Renault Twingo. Dennoch werden die Kleinstwagen weniger – das große Geschäft wartet in anderen, höheren Klassen.
Bei den Minis sind die Margen minimal. Die Hersteller müssen jede Möglichkeit nutzen, um zu sparen. Das sehen und spüren wir im Fiat 500 ringsum. Das Interieur ist sauber verarbeitet und grundsolide – hochwertige Materialien mit anschmiegsamen Oberflächen suchen wir trotzdem vergeblich: mit Ausnahme des Soft-Touch-Lenkrads. Überraschend ist, dass wir in den Vordersitzen reichlich Platz finden; selbst mit nahezu 1,90 Metern.
Die Sitze aber sitzen bei dieser Größe schon schlecht. Sie wurden eindeutig für eine kleinere Statur geformt. Ihr passen die Sitze besser und bieten demnach auch einen passablen Sitzkomfort. Die Anpassungsmöglichkeiten des Fahrersitzes beschränken sich jedoch auf eine Höhenverstellung; wie sie Fiat nennt. Mehr als die Neigung der Sitzfläche lässt sich aber nicht einstellen. Für die restliche Feinjustierung muss das höhenverstellbare Lenkrad reichen.
Ausstattung
Fiat 500: dürftige Serienausstattung – einfache Bedienung
Auf der Rückbank wird es im Fiat 500 dann rasch ungemütlich. Offiziell ist der Mini zwar ein Viersitzer, für vier Erwachsene gilt das aber nur in Ausnahmefällen: auf Kurzstrecken oder wenn alle Erwachsenen unter 1,70 Meter sind. Für Kinder- und Kindersitze ist im Fond allerdings ausreichend Platz; die erforderlichen Isofix-Sicherungen sind vorhanden. Die fehlenden Fond-Türen erschweren die Fixierung der Sitze aber.
Recht knapp bemisst Fiat im Cinquecento den Platz für die zahllosen losen Gegenstände des Alltags. Bei der Serienausstattung kommen wir zu einem ähnlichen Fazit: Das Nötigste ist vorhanden, namentlich eine manuelle Klimaanlage, elektrische Fensterheber, elektrisch einstellbare Außenspiegel; und eine Zentralverriegelung mit Funk-Fernbedienung. Unterhalten werden wir von einem Digitalradio mit einem winzigen, keine 4 Zoll großen Display. Das in Wagenfarbe lackierte Armaturenbrett darf in keiner 500er-Variante fehlen.
Hochwertiger und freundlicher wird es im Fiat 500 erst in der zweiten Ausstattung ʺDolcevita". Hier ziehen u.a. eine Klimaautomatik, ein Glasdach sowie das ʺUconnect"-Infotainment-System ein. Es wird hauptsächlich über einen 7 Zoll großen Touchscreen bedient: ohne große Hindernisse. Die darunter liegenden Drehknöpfe fassen sich angenehm an, rasten spürbar ein – eine Beleuchtung fehlt leider; sie wäre bei Nachtfahrten hilfreich.
Kofferraum/Ladevolumen
Kaum Platz auf der Rückbank und im Kofferraum
Smartphones integriert der 500 Dolcevita jedoch anstandslos per Android Auto oder Apple CarPlay. Die Musik erschallt aus sechs Lautsprechern – und die Rücksitzlehne ist in zwei Teilen umklappbar. Mit ihr zieht ein Grundmaß an Flexibilität ein. Groß wird sie beim eingeschränkten Platzangebot naturgemäß nicht. Der Kofferraum fügt sich mit einem Volumen von 185 Litern ins Bild ein. Immerhin reicht der Stauraum aber, um drei Getränkekisten zu verstauen – oder einen kleinen Wochenend-Einkauf.
Fällt der Einkauf größer aus, kann man mit dem Umklappen der Rücksitzlehnen zusätzlichen Stauraum schaffen – sofern man maximal zu zweit unterwegs ist. In dem Fall wächst der Stauraum auf 550 Liter, immerhin. Erfreulich ist, dass die äußere Ladekante niedriger als 70 Zentimeter liegt. Weniger erfreulich ist, dass innen eine nahezu 20 Zentimeter hohe Kante bleibt. Einen variablen Ladeboden, der diese Hürde ausgleichen könnte, gibt es nicht.
Anders gesagt. Es schwieriger, eine schwere Getränkekiste herauszunehmen als einzuschlichten. Dass Ordnungssysteme im Kofferraum komplett fehlen, ist hingegen kein Problem; viel zu ordnen ist bei dem bisschen Stauraum nicht. Dass im Fiat 500 Dolcevita eine beheizbare Heckscheibe das Leben in der kalten Jahreszeit versüßt, wollen wir noch ergänzen. Auch die kleinen Freuden sollten wir wieder schätzen lernen.
Motor/Antrieb
Fiat 500 Hybrid: Mildhybrid-Benziner legt stark los – lasst aber rasch nach
Auf den Motor und den Antrieb haben die Ausstattungslinien keinen Einfluss. Fiat hat 2021 das Sortiment auf einen einzigen Antrieb verdichtet. Der Anlass war nicht zuletzt der Start des Fiat 500e 2020. Er heißt mittlerweile 500 Elektro und kümmert sich um die Fangemeinde, die alternative Antriebe bevorzugt. Der Elektromotor leistet 95 PS oder 118 PS – mit der ca. 24 kWh großen Batterie ist er schwächer, mit dem 43-Kwh-Akku stärker.
Der 1.0 GSE Hybrid im Fiat 500 wäre mit diesen Leistungswerten gut bedient. Der Sauger holt nur 70 PS und 92 Nm aus seinen drei Zylindern (Kraftstoffverbrauch kombiniert WLTP: 4,7 Liter auf 100 km, 106 g/km CO2 und Energieeffizienzklasse k.A.). Das klingt wenig, selbst für einen Mini mit weniger als 1,1 Tonnen Leergewicht. Der Motor klingt für einen Dreizylinder aber recht gesund und läuft kultiviert.
Wirklich dynamisch ist er jedoch nicht. Das belegt bspw. die Standardsprintzeit. Um aus dem Stand auf 100 km/h zu beschleunigen, braucht der Sauger 14 Sekunden. Auf den ersten Metern, bis rund 50 km/h, legt er jedoch recht engagiert los. Den Zusatz-Boost des 5 PS starke Riemen-Starter-Generator des 12-Volt-Mildhybrid-Systems spürt man anfangs. Danach flaut er aber rasche ab – beim Spritsparen ist er aber durchaus hilfreich.
Fahrgefühl
Nicht besonders sparsam, aber sehr sauber & wunderbar agil
Im Schnitt braucht der Mildhybrid im Test etwas mehr als 5 Liter; das Level hält er auch, wenn wir nur in der Stadt unterwegs sind. Auf der Autobahn braucht er mit gut 6 Litern deutlich mehr; mit maximal 170 km/h ist er dort aber kein Fremdkörper. Beim Entfernen unerwünschter Fremdkörper aus den Abgasen ist der mildhybride Sauger erfreulich eifrig – er zählt zu den saubersten Verbrennern der Klasse. Der Vollhybrid des Toyota Aygo ist aber bedeutend sparsamer.
Dem 1.0 GSE Hybrid des Fiat 500 kommt in all diesen Prüfungen das manuelle 6-Gangetriebe zugute. Es kann beim Spritsparen, beim Beschleunigen und beim Dämpfen der Motorengeräusche helfen; im 6. Gang hört man vom Dreizylinder z.B. selbst bei Tempo 130 wenig. Das liegt zum Teil aber an der dürftigen Geräuschdämmung. Die Abroll- und Windgeräusche übertönen den Motor.
Auch das Fahrwerk gibt die Unzulänglichkeiten der Fahrbahn recht unverblümt an die Insassen weiter: Fiat stimmt den 500 bewusst stramm ab. Der Vorteil. Der Mini ist herrlich leichtfüßig; und mit einem Wendekreis von ca. 10 Metern höchst agil. Mit der “Dualdrive”-Funktion der Servolenkung können wir diesen Vorzug voll auskosten – ohne dass die Lenkung bei höherem Tempo zu teigig wird.
Fahrassistenten/Sicherheit
Fiat 500: die Assistenzausstattung ist nicht mehr zeitgemäß
Die Bremsen packen weniger direkt zu. 37 Metern Bremsweg bei einer Vollbremsung aus 100 km/h sind passabel, aber nicht mehr. Dennoch sind die Bremsen in Bezug auf die Sicherheit das Beste am Fiat 500. Die Assistenz-Ausstattung umfasst im Basismodell nur das gesetzlich erforderliche Minimum: ABS, ECS und ein Reifendruck-Kontrollsystem.
LEDs verwendet Fiat nur für die Tagfahrlichter. Die Halogenscheinwerfer breiten auf der Fahrbahn zwar einen homogenen, aber recht schwachen Lichtteppich aus. Im 500 Dolcevita Dolcevita verbauen die Turiner zumindest einige Helfer: einen akustischen Parksensor fürs Heck und eine Geschwindigkeitsregelanlage samt Begrenzer. Mehr gibt das Sortiment nicht her: auch keine sicherheitsrelevanten Helfer wie einen Notbrems-, Spurwechsel- oder Abstandsassistenten.
Noch trister ist es um die Sicherheit für Fußgänger und Kinder bestellt Für erste ist die unnachgiebige Motorhaube ein Problem, für zweitere die mühsame und umständliche Montage der Kindersitze. Bestenfalls mäßig beurteilen die NCAP-Crashtester zumal die passive Sicherheit – trotz zahlreicher Airbags, u.a. auch Kopf-, Seiten und Knieairbags auf der Fahrerseite. Die Sicherheitstechnik hat sich seit 2007 aber eben stark weiterentwickelt – der Fiat 500 nicht.
Fazit
Es ist wie im richtigen Leben. Charme und Attraktivität sind rational nicht zu fassen. Rein mit der Vernunft betrachtet, sollte der Fiat 500 längst ausgedient haben und in aller Ruhe die Rente genießen. Technisch, vor allem assistenztechnisch, fehlt es an allen Ecken und Enden.
Das Infotainment und die Konnektivität sind zumindest gegen Aufpreis halbwegs auf dem Stand der Technik. Gut gefallen hat uns im Test die Bedienung; es gibt freilich auch wenig, das ablenken könnte. Vorne überrascht der Fiat 500 immer wieder mit seinem Platzangebot. Im Fond und im Kofferraum weiß man längst, was man bekommt – wenig.
Wenig Leistung liefert auch der Mildhybrid-Benziner. Es ist aber genug, der Verbrauch bleibt moderat, wenn auch höher als bei einem Toyota Aygo Hybrid. Die Abgasreinigung ist vorbildlich. Noch besser sähe die Bilanz mit einem E-Antrieb a la Renault Twingo Electric aus. Die gibt es beim deutlich moderneren Fiat 500 Elektro – freilich zu einem signifikant höheren Preis.
Meine Meinung zu diesem Modell:
Das Design des Fiat 500 ist seit Jahrzehnten über jeden Zweifel erhaben – und immun gegen alle Moden. Es ist und bleibt die Hauptattraktion des Cinquecento; neben den ultra-kompakten, äußerst handlichen Abmessungen. Sie haben naturgemäß ihre Schattenseiten. Vorne bietet der Fiat 500 noch überraschend große Freiräume, auf der Rückbank und im Kofferraum werden sie knapp. Knapp, im Sinne von dürftig, fällt außerdem die Ausstattung mit Assistenzsystemen aus; moderne Varianten gibt es schlicht nicht. Ein modernes Infotainment bietet der Fiat 500 gegen Aufpreis, eine übersichtliche Bedienung ab Werk. Der Mildhybrid-Benziner ist grundsolide, in der Stadt teils sogar recht schwungvolle. Der Verbraucht geht in Ordnung, der Abgasausstoß überrascht positiv.
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