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CarCoach Paulina

Stärken:

  • Design progressiv, gestreckt, knackig
  • fürstliche Platzverhältnisse
  • Interieur mit AR-Head-up-Display
  • Effizienz und Leistung der E-Antriebe
  • Langstreckenkomfort und Reichweite

Schwäche:

  • etwas weniger Stauraum als Passat

VW ID.7 Tourer im Test

Ist die vollelektrische Zukunft des VW-Mittelklasse-Kombis rosig?

Der Passat war gut ein halbes Jahrhundert VWs Galionsfigur. Mit der neunten Baureihe fährt er seinem wohlverdienten Ruhestand entgegen. Der Nachfolger ID.7 hat sein Amt schon angetreten und wird parallel eingearbeitet. Ihn legt VW, anders als den Passat B9, sowohl als Limousine wie als Kombi auf. Wir haben im Test den Kombi, den VW ID.7 Tourer, zu Gast – und vor allem eine Frage auf den Lippen. Ist der Passat auch vollelektrisch spitze?

VW ID.7 Tourer
© Volkswagen
▶ Karosserie

4,96 Meter langer E-Kombi mit langem Radstand und knackig-kurzen Überhängen

Die Ablöse eines Erfolgsmodells vom Format eines VW Passat ist eine Gratwanderung. Um den Grad zu entschärfen, ist eine längere Übergangsphase ein probates Mittel: der Mensch braucht Zeit, um sich an Neues zu gewöhnen. Dass mit dem ID.7 eine neue Ära beginnt, wird auf den ersten Blick klar. Die Limousine wie der Kombi ID.7 Tourer sind beide 4,96 Meter lang Der Passat B9 Variant misst längs vier Zentimeter weniger.

Weit voneinander ab weichen die zwei Varianten dann beim Radstand. Beim konventionellen Passat-Kombi stehen die Achsen 284 Zentimeter auseinander – beim ID.7 Tourer sind es 297 Zentimeter. Daraus ergeben sich im Profil sichtliche Abweichungen. Die Proportionen des ID.7 Tourer sind dynamisch gestreckt, seine Überhänge knackig kurz. Moderner, progressiver gestaltet ist zumal die Frontpartie. So sieht, wie es aussieht, die Zukunft aus.

In der Zukunft – besonders bei batterieelektrischen Antrieben – ist die Effizienz wichtiger denn je. Sie beginnt mit einer guten Aerodynamik. Die Karosserie des VW ID.7 Tourer glänzt mit einem Luftwiderstandsbeiwert von 0,24; der Passat hat sich in dieser Beziehung zuletzt jedoch auch stark, von 0,31 auf 0,25, verbessert. Bei der Aerodynamik hängt der Passat Variant demnach direkt im Windschatten des ID.7 Tourer. Wie sieht das innen aus?

VW ID.7 Tourer
© Volkswagen
▶ Innenraum & Ausstattung

Gefällige Bedienung mit stärkerem Fahrer-Fokus

Innen teilen sich die zwei wesentliche Gestaltungs-Elemente und Einrichtungsgegenstände: nicht zuletzt die Systeme des jüngsten Infotainment-Baukastens MIB4. Ein wesentlicher Unterschied sticht dennoch sofort ins Auge. Das digitale Instrument im ID.7 Tourer ist winzig und rückt nur wenige Informationen heraus. Im Passat blicken wir hingegen auf ein gut 10 Zoll großes, digitales Kombiinstrument. VW wird doch beim elektrischen Kombi nicht auf die Anzeige vergessen haben?

Die Automobilgeschichte ist zwar reich an derartigen Versäumnissen, der ID.7 Tourer gehört jedoch nicht in diese Reihe. Die digitalen Instrumente ersetzt VW bei ihm serienmäßig durch ein spezielles Head-up-Display. Es projiziert die Informationen direkt in das Sichtfeld des Fahrers: als informative Erweiterung der Wirklichkeit, als ʺaugmented Reality". Die klassischen Instrumente sind damit im Grunde obsolet. Der große Vorteil des AR-Head-up-Displays: die Anzeigemöglichkeiten noch vielfältiger und individueller.

Außerdem lenkt es den Fahrer weniger vom Verkehrsgeschehen ab. Von VWs Bedienkonzept konnte man gerade das zuletzt nicht behaupten. Die Einführung der neuen Infotainment-Generation MIB4 ist diesbezüglich ein eklatanter Fortschritt. Der 15 Zoll große Touchscreen ist ergonomisch positioniert, reagiert blitzschnell – und er ist oben und unten mit einer digitalen Bedienleiste versehen. Sie vereinfacht den Schnellzugriff auf die wichtigsten Funktionen.

Fürstlich viel Platz und natürliche Sprachbedienung dank künstlicher Intelligenz

Die untere, Bottom-bar genannte Touchleiste, ist vornehmlich der Bedienung der Klimaautomatik und Sitzheizung vorbehalten. Was uns daran stört ist die Tatsache, dass VW die Regelung der Luftauströmer im ID.7 ebenfalls in die Menüs verbannt hat. Ein Rückschritt, der als solcher aber eine Ausnahme bleibt. Hinsichtlich der Bewegungsfreiheit ist der vollelektrische dem konventionellen Passat Variant bspw. eindeutig voraus. Der ID.7 Tourer bietet so viel Platz wie man es sonst nur in der Oberklasse findet.

Beim Sitzkomfort gibt es aber eine Einschränkung. Der Mittelsitz im Fond ist für lange Fahrten ungeeignet: weil VW die äußeren Sitze stärker konturiert und damit bequemer ausführt. Vorne sitzen wir im Test in den ʺergoActive"-Sitzen mit Druckpunktmassage; über uns öffnet das riesige Panoramadach mit ʺSmart Glas" den Blick zum Himmel. Beide optionalen Extras lassen sich auch mit Hilfe des KI-Sprachassistenten ʺIDA" kommandieren; das Glas zum Beispiel elektronisch abdunkeln.

VW ID.7 Tourer
© Volkswagen
▶ Motor & Antrieb

Neuer Elektromotor mit starken Fahrleistungen

Elektronisch betätigt ist beim VW ID.7 Tourer auch die Heckklappe. Sie öffnet den Zugang zu einem stattlichen Kofferraum: mit einem Volumen von 605 bis 1.714 Litern. Beim Passat Variant ist der Kofferraum mit 690 bis 1.920 Litern noch größer – im ID.7 haben dafür wie gesehen die Insassen mehr Platz. Ungleich größer freilich ist der Unterschied bei den Antrieben. Für den ID.7 Tourer sieht VW drei elektrische Antriebsoptionen vor.

Mit einem Allradantrieb ist nur der sportliche ʺGTX" gesegnet. Im “gewöhnlichen" ID.7 wird ausschließlich die Hinterachse angetrieben: immer von einer 286 PS und 545 Nm starken Permanent-Synchronmaschine (Energieverbrauch (kombiniert) 14,5 bis 16,8 kWh/100 km, CO2-Emission (kombiniert) 0 g/km, CO2-Klasse A). Voneinander ab weichen die Antriebsoptionen ʺPro" und ʺPro S" bei der Kapazität der Batterie.

Im VW ID.7 Tourer Pro S wird der Elektromotor von einem größeren Akku gespeist; mit einer Nettokapazität von 86 kWh; im ID.7 Tourer Pro beträgt sie 77 kWh. Die höhere Kapazität dehnt die Reichweite beim “Pro S” von 607 auf 685 Kilometer aus. Anders gesagt. Der vollelektrische Passat-Kombi ist mit beiden Antrieben vollends langstreckentauglich. Die hervorragende Langstreckentauglichkeit war VW beim ID.7 Tourer besonders wichtig: dementsprechend sorgfältig ist der Kombi abgestimmt.

VW ID.7 Tourer
© Volkswagen
▶ Komfort & Fahrgefühl

Starke Fahrleistungen und erstaunliche Effizienz

Der Federungskomfort ist auf der Lang- wie auf der Kursstrecke formidabel: auch ohne optionalem Adaptiv-Fahrwerk. An Agilität lässt es der vollelektrische Kombi dennoch nicht missen. Dafür verantwortlich sind zum einen die Antriebe. Die überarbeiteten Motoren der “APP550”-Reihe haben erheblich mehr Elan und Esprit als ihre Vorgänger. Weshalb? Weil ein Pulswechselrichter höhere Ströme erlaubt; und der Draht im Stator größer und effektiver gewickelt ist.

Außerdem verbaut VW im Rotor einen stärkeren Permanentmagneten. Erstaunlich agil fährt sich der ID.7 Tourer zum anderen aber auch dank seiner direkten, präzisen Lenkung; und dank seines überraschend engen Wendekreises. 10,9 Meter, damit hätten wir bei dem Radstand nie und nimmer gerechnet. Beim Laden braucht es keine große Rechnerei. Der exzellente Verbrauch von rund 18 kWh im Test reduziert die Anzahl der Ladestopps merklich. Die Akkus sind dank 175- bzw. 200-kW-Schnellladeleistung auch fix wieder geladen.

Bei den Assistenz- und Sicherheitssystemen gibt sich der ID.7 Tourer ebenfalls keine Blöße. Der Spurwechselassistent mit einem aufmerksamen Ausstiegswarner ist ebenso Serie wie die lokale Gefahrenwarnung. Die optionalen teilautonomen Helfer zeigen sich mehrfach verbessert.

VW ID.7 Tourer
© Volkswagen
▶ Kosten

Auf/unter Passat-Niveau

Und wie sieht es mit dem Preis aus? Hier hat der ID.7 Tourer eine letzte große Überraschung parat. Die Preise liegen auf oder unter dem Passat-Niveau, die Gesamtkosten sind schon heute durch die Bank geringer. So gesehen hat die Zukunft beim Passat schon begonnen: sie heißt ID.7.

VW ID.7 Tourer
© Volkswagen
CarCoach-Fazit Paulina

Meine Meinung zu diesem Modell:

Mit der “ID.”-Familie fährt VW seit geraumer Zeit in die vollelektrische Zukunft. Beim kompakten ID.3 und bei den Mittelklasse-SUVs ID.4 bzw. ID.5 war der Start mitunter holprig. Für den Test des elektrischen Passat-Kombis, des ID.7 Tourers, habe ich meine Erwartungen deshalb reduziert. Nach dem Test bin ich schlauer und weiß: dafür gab es keinen Grund.

VWs vollelektrischer Mittelklasse-Kombi kann in nahezu allen Belangen mit der Oberklasse mithalten. Das Platzangebot für die Insassen ist fürstlich – mithin spürbar großzügiger als das des VW Passat Variant. Dass VW dafür knapp 90 Liter Stauraum eintauscht, geht für mich in Ordnung: von einem Mangel kann beim ID.7 Tourer keine Rede sein.

Eine mangelnde Übersichtlichkeit des Innenraums ließ mich die erste Sitzprobe vermuten. Auch hier erwies sich die Vermutung als unbegründet. VW spart zwar das digitale Kombiinstrument ein, bietet mit dem AR-Head-up-Display ab Werk aber einen besseren, informativeren und sichereren Ersatz. Die Bedienung ist im ID.7 Tourer endlich auch wieder so wie ich sie von einem VW erwarte: eingängig und ohne große Ablenkung.

Vollends überzeugt hat mich der VW ID.7 Tourer auch in Bewegung. Der Langstreckenkomfort und die Reichweite sind ohne Einschränkung hervorragend. Der neue Elektromotor ist umtriebig und effizient; der Kombi selbst fährt sich trotz seines Riesen-Radstandes agil. Letztlich ist der ID.7 Tourer für mich deshalb schon heute der bessere Passat Variant – und überraschenderweise auch bereits der günstigere.

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