Welche Airbags gibt es denn heute?
Der Front-Airbag
Er war der erste Airbag und er ist auch heute noch das Maß aller Dinge, der Front-Airbag. Er steckt im Lenkrad bzw. Armaturenbrett vor dem Beifahrer. Wie bei allen anderen Luftsäcken wird auch hier ein extrem reißfestes Polyamid-Gewebe verwendet – ähnliche Fasern kommen auch bei kugelsicheren Westen zum Einsatz.
Ganz wichtig: Gerade die Front-Bags beschleunigen alles, was sich in ihrem Umfeld befindet, auf mehrere hundert km/h. Das gilt auch für durch den Unfall verrutschte Parkscheine bzw. -scheiben. Sie sollte man deshalb nicht einfach nur auf dem Armaturenbrett parken, sondern mit Parkscheinhalter an erhöhter Stelle an der Frontscheibe anbringen – etwa vor dem Rückspiegel. Hat nebenbei auch den Vorteil, dass man im Winter ein geringeres Knöllchenrisiko wegen eingeschneiter Frontscheibe und somit unsichtbarem Parkschein hat.
Seiten-Airbags
Front-Airbags haben eine höhere Auslöseschwelle und können sanfter öffnen, weil die Auto-Front viel Knautschzone liefert. Anders die Seite. Ab 1994 begann deshalb Volvo, Seiten-Airbags einzuführen. Ihr Markenzeichen ist, dass sie wesentlich schneller und rabiater öffnen und den seitlichen Brustkorbbereich schützen, indem sie den Passagier regelrecht von der Crashzone wegdrücken.
Wo sie eingebaut sind, hängt vom Auto ab. Manche Hersteller wählen die Tür, andere packen die Bags in die Sitzflanken.
Kopf-Airbags
Seiten-Airbags waren zwar ein Schritt in die richtige Richtung. Allerdings blieb der Kopf ungeschützt. Daher begannen in den späten 90ern mehrere Hersteller, nachzubessern. Hier gab/gibt es zwei Ansätze:
Eine wurstartige Schlauch-Struktur
Ein kissenförmiger Vorhang, der das ganze Fenster abdeckt
Letzteres wird als die universellere Lösung angesehen, bedingt aber durch das größere Volumen eine komplexere Abstimmung zwischen Aufblaszeit aber dennoch geringer Krafteinwirkung auf die Insassen.
Übrigens sind Kopf-Airbags mit die ersten Systeme, die auch die Rückbankinsassen schützen.
Knie-Airbags
Auf der Fahrerseite besteht das Problem, dass das Armaturenbrett weiter in den Innenraum ragt. Und obschon der normale Fahrer-Airbag weiter oben schützt, verbleibt dadurch ein Risiko für den Knie/Oberschenkelbereich; vor allem wenn ein versetzter Frontalaufprall alles noch weiter in den Innenraum schiebt.
Dagegen existieren bei manchen Herstellern Knie-Airbags. Sie sitzen unterhalb der Lenkradverkleidung und verhindern, dass das Armaturenbrett ungebremst in die unteren Extremitäten geschoben wird.
Gurt-Airbags
Bis auf die Kopf-Airbags mussten sich die hinteren Insassen lange Zeit nur auf den Gurt verlassen. Das Problem bestand hier vor allem darin, dass sich kaum sinnvoll ein Airbag in der Rückseite der Vordersitze einbauen ließ – deren Effektivität würde sich mit jedem Vor- bzw. Zurückschieben des Sitzes ändern und so mitunter zur Gefahr werden, statt zum Lebensretter.
2011 brachte deshalb Ford für Fondpassagiere einen Airbag heraus, der in den Gurt integriert ist – von dem weiß man, dass er immer direkt auf den Insassen aufliegt und hat so den benötigten vorhersagbaren Abstand.
Allerdings können hier wegen der notwendigen flachen Bauweise keine Gasgeneratoren eingesetzt werden. Diese Airbags setzen deshalb auf einen Druckspeicher, in dem das Gas komprimiert vorrätig gehalten und im Notfall in die Airbags geleitet wird.