Innerorts geblitzt
Regeln, Strafen, Bußgeld
▶ Innerorts drohen höhere Bußgelder als außerorts.
▶ Die Toleranz beträgt 3 km/h.
▶ Ab 21 km Geschwindigkeitsüberschreitung gibt es einen Punkt in Flensburg.
▶ Für Fahranfänger, Wiederholungstäter und in besonderen Verkehrssituationen fallen die Strafen höher aus.
▶ Für den Einspruch gegen den Bußgeldbescheid gilt eine Frist von vierzehn Tagen.
18.03.2024 | Wenn Du beim Autofahren geblitzt wirst, drohen neben einem Bußgeld weitere Strafen. Besonders innerorts geblitzt zu werden, geht ordentlich ins Geld. In bestimmten Verkehrssituationen, bei Wiederholungstätern oder für Führerscheinneulinge können strengere Kriterien zugrunde gelegt werden und entsprechend umfangreichere Strafen folgen. Im Folgenden haben wir zusammengefasst, welche Konsequenzen Verkehrssündern innerorts drohen, welche Besonderheiten es gibt und wie Du Dich gegen einen Bußgeldbescheid wehren kannst.
Was gilt innerorts?
- In geschlossenen Ortschaften, also allen Städten und Dörfern, die durch ein gelbes Ortseingangsschild gekennzeichnet sind, gilt eine Geschwindigkeitsbegrenzung von 50 Kilometern pro Stunde.
- Ausnahmen bilden 30er-Zonen oder verkehrsberuhigte Bereiche, Fahrrad- und Spielstraßen, in denen nur Schrittgeschwindigkeit erlaubt ist, sowie Gefahrenstellen wie Baustellen mit abweichender Beschilderung.
- Auch kann es Zonen geben, in denen zu bestimmten Uhrzeiten ein reduziertes Tempolimit gibt. Das ist z. B. häufiger tagsüber vor Schulen oder nachts in Wohngebieten der Fall, um Gefahren oder die Geräuschbelastung zu reduzieren.
Was passiert, wenn Du zu schnell fährst?
Wirst du innerorts von einem stationären oder mobilen Blitzer geblitzt, erhältst du normalerweise kurze Zeit später einen Bußgeldbescheid von der zuständigen Bußgeldbehörde. In Deutschland ist es im Normalfall nicht möglich, ein Blitzer-Kosten direkt vor Ort zu begleichen. Die Polizei ist zumeist nur bemächtigt Verwarnungsgelder in Höhe von maximal 35 Euro zu kassieren, nicht aber Bußgelder für Geschwindigkeitsüberschreitungen.
Der sogenannte Toleranzabzug beim Blitzen liegt außer- und innerorts bei 3 km/h bzw. bei drei Prozent, wenn du mit mehr als 100 Kilometer pro Stunde unterwegs warst. Fährst du innerorts beispielsweise 23 km/h zu schnell, wird der Bußgeldbescheid für eine Geschwindigkeitsüberschreitung von 20 km/h angewandt. Die Toleranz beim Blitzen ist dazu gedacht, etwaige Messungenauigkeiten zugunsten der Fahrer/innen auszugleichen.
Welche Strafen und Blitzer-Kosten drohen innerorts?
Wenn Du innerorts geblitzt wirst, ist nach Abzug der Toleranz ab 1 km/h ein Bußgeld fällig. In der nachfolgenden Tabelle ist zusammengefasst, welche Strafen drohen.
▶ Die Blitzer-Kosten sind bei Temposünden innerorts höher als bei Verstößen außerorts.
Bei Tempoüberschreitungen bis 10 km/h werden außerorts 20 Euro fällig, innerorts sind es bereits 30 Euro. Je nach Tempo-Überschreitung liegen die Bußgelder für Verstöße inner- und außerorts deutlich weiter auseinander. Zu beachten sind weitere Besonderheiten je nach Verkehrssituation, die wir weiter unten ausführlicher beschreiben. Kommst du mit einem Pkw mit Anhänger in eine Radarfalle, fallen die Bußgelder in der Regel noch etwas höher aus.
*Der Führerschein muss normalerweise nur abgegeben werden, wenn innerhalb von 12 Monaten zweimalig eine Geschwindigkeitsüberschreitung von mehr 26 km/h innerorts begangen wurde.
Bei allen Bußgeldbescheiden wird eine zusätzliche Bearbeitungsgebühr fällig. Diese beträgt normalerweise 5 % der Bußgeldhöhe, mindestens aber 25 Euro.
| Tempo-Überschreitung | Höhe des Bußgelds | Anzahl Punkte in Flensburg | Fahrverbot |
|---|---|---|---|
| bis 10 km/h | 30 Euro | - | - |
| 11 bis 15 km/h | 50 Euro | - | - |
| 16 bis 20 km/h | 70 Euro | - | - |
| 21 bis 25 km/h | 115 Euro | 1 | - |
| 26 bis 30 km/h | 180 Euro | 1 | (1 Monat)* |
| 31 bis 40 km/h | 260 Euro | 2 | 1 Monat |
| 41 bis 50 km/h | 400 Euro | 2 | 1 Monat |
| 51 bis 60 km/h | 560 Euro | 2 | 2 Monate |
| 61 bis 70 km/h | 700 Euro | 2 | 3 Monate |
| Mehr als 70 km/h | 800 Euro | 2 | 3 Monate |
Besonderheiten und höhere Strafen
- Ab 26 km/h Geschwindigkeitsüberschreitung gibt es normalerweise einen Punkt im Fahreignungsregister in Flensburg. Bist du allerdings „Wiederholungstäter“ droht – wie in der Tabelle zu sehen ist – zusätzlich ein 1-monatiges Fahrverbot.
- In bestimmten Verkehrssituationen können die Strafen noch höher ausfallen. Dies ist z. B. der Fall, wenn Du öfter innerhalb eines kurzen Zeitraums geblitzt wirst bzw. bereits Punkte in Flensburg hast. Dann kann die Bußgeldstelle das Bußgeld unter Verweis auf § 17 des Ordnungswidrigkeitengesetz (OWiG) die Gebühren „angemessen“ – das sind in der Regel 25-50% erhöhen. Bei häufigeren schweren Vergehen kann zusätzlich eine medizinisch-psychologische Untersuchung (MPU) angeordnet werden.
- Eine entsprechende Erhöhung bzw. eine Verdopplung der Strafgebühr ist häufig damit verbunden, dass die Behörde von Vorsatz ausgeht. Wird Dir ein vorsätzlicher Verstoß gegen das Tempolimit vorgeworfen, wird das Bußgeld normalweise verdoppelt. Der Richtwert liegt hier bei einer Geschwindigkeitsüberschreitung von mehr als 40 %. Im Bußgeldkatalog gibt es hierzu allerdings keine klare Regelung. Fährst Du in einer 30er Zone 51 km/h zu schnell, überschreitest Du die zulässige Höchstgeschwindigkeit bereits um 70 % und musst mit entsprechenden Konsequenzen rechnen.
- Höhere Bußgelder (+ 25 bis 50 %) drohen auch, wenn Du an Gefahrenstellen wie Bahnübergängen und Kreuzungen oder aber schlechten Sichtverhältnissen, z. B. aufgrund von Nebel, Regen oder Schnee, geblitzt wirst. Ist von einer Personengefährdung auszugehen oder liegt eine Sachbeschädigung vor, haben die Behörden einen größeren Spielraum bei der Strafauslegung. Innerorts, besonders in verkehrsberuhigten Bereichen, in Spielstraßen und Fahrradstraßen, gehen die Behörde bei Tempoüberschreitungen häufig schneller von Gefährdungen für Fußgänger und Radfahrer aus. Bei Gefährdung Dritter und Sachbeschädigung droht neben höheren Bußgeldern auch ein Punkt in Flensburg.
Geblitzt in der Probezeit
Bist Du noch in der Probezeit? Dann solltest besonders auf die Geschwindigkeitsvorschriften achten. Überschreitest Du ein Tempolimit um mehr als 21 km/h und wirst geblitzt, verlängert sich Deine Probezeit um zwei Jahre. Zusätzlich musst Du normalerweise an einem Aufbauseminar teilnehmen.
Wie kann ich mich gegen einen Bußgeldbescheid wehren?
Wenn ein Bußgeldbescheid bei Dir eingeht, Du aber berechtigte Zweifel an der Richtigkeit oder Zulässigkeit der Geschwindigkeitsmessung hast, kannst Du innerhalb von zwei Wochen ab Zustellung des Schreibens Einspruch bei der zuständigen Bußgeldbehörde einlegen. Mit Hilfe eines Rechtsanwaltes oder einer Rechtsanwältin kannst Du die Erfolgsaussichten eines Einspruchs überprüfen.
Wenn Du innerorts zu schnell fährst und geblitzt wirst, musst Du nicht nur mit einem höheren Bußgeldbescheid als bei Verstößen außerorts und mit Punkten in Flensburg rechnen. Eine höhere Geschwindigkeitsüberschreitung kann Dir je nach Verkehrsbereich und -situation auch als Vorsatz oder Personengefährdung ausgelegt werden. In Deinem eigenen Interesse aber auch mit Rücksicht auf alle anderen Verkehrsteilnehmer solltest du innerorts besonders umsichtig fahren. Wurdest Du in den letzten zwölf Monaten bereits geblitzt, kann das Strafmaß bereits höher ausfallen, weil Du als „Wiederholungstäter“ eingestuft wirst. Glaubst Du, dass Du zu Unrecht innerorts geblitzt wurdest, stelle sicher, dass Dein Widerspruch innerhalb von zwei Wochen bei der Bußgeldbehörde eingeht.
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